DIE CHRONIK
von
HAHAUSEN

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Die St. Romanus-Kirche und ihre Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in Hahausen stammt bereits aus dem Jahre 1209. Nach dem Gandenbriefe des Papstes Innozenz vom 6 Juni 1209 gehörte nämlich dem Kloster Ringelheim das ganze Dorf Hagehusen „cum ecclesia", also mit der Kirche, mit Ausnahme einer Hufe. Auch die Tatsache, dass sich Bischof Konrad I. von Hildesheim am 3. Dezember 1238 in Hahausen aufhielt, wo er einen Vertrag bestätigte und ein großes Gefolge geistlicher und weltlicher Herren um sich versammelte, setzt nicht nur das Vorhandensein eines großen Hofes, sondern auch das einer Kirche voraus. Nach dem Bericht des Abtes Henrich Wirschius blieb das Kloster Ringelheim bis zur Stiftsfehde (1519 bis 1523), als Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig Dorf und Kirche hinnahm, im Besitz beider.

Das Patronat der Kirche, die zum Archidiakonat Seesen in der Diözöse Hildesheim gehörte, wurde den Herren von Steinberg in Bornhausen verliehen, die es bis in die Reformationszeit hinein behielten. Aus dem Archidiakonats Verzeichnis aus dem 16. Jahrhundert
1) ist jedenfalls zu ersehen, dass „die vom Steinberge" Patrone von Bornhausen und Hahausen „in banno Seesen" mit 1/2 Ferto Prokuraüon waren. Die geistliche Betreuung der Hahäuser Einwohner wurde von Mönchen des Klosters Ringelheim wahrgenommen. Um 1500 war Hahausen auch kirchlich mit Bornhausen verbunden.

Im Jahre 1542, bei der Einführung der Reformation im Herzogtum Braunschweig durch den Schmalkaldischen Bund, heißt es: „Hahausen ist mitsamt Urtzhausen (Ortshausen) als Filial von Jerst (Jerze) bezeichnet." Die gleiche Nachricht liegt aus dem Jahre 1544 vor.

Wenn Pastor Gagelmann 1926 schreibt
2), dass Jerze im Jahre 1548 in Heinrich Ufften den ersten evangelischen Geistlichen erhielt", so muss diese Mitteilung stark angezweifelt werden, denn seit Juli 1547, der Rückkehr des katholischen Herzogs Heinrich in sein Land, erfolgte eine rücksichtslose Rekatholisierung und alle Geistlichen wurden zwecks Ablegung eines katholischen Examens nach Wolfenbüttel bestellt. Ein evangelischer Geistlicher in Jerze und Hahausen im Jahre 1548 ist also undenkbar.

Im ältesten Erbregister von 1548 heißt es: „Die Kirche gehört denen vom Steinberge", 1568
3) ist vermerkt: „Die Kirche zu Hahausen hat keine Lenderey und gar keine Einkunfft. Allein es hat ein Mann von Nauwen Härmen Illers genant 10 R (Reichstaler?) darin gegeben." Die Kirche von Hahausen war und ist dem Sankt Romanus geweiht 4).

1) Demnach bestand bereits im 12. Jahrhundert eine Pfarrei Hahausen
2)  (Gagelmann, W.): Heimatbuch der Pfarrgemeinde Lutter am Bbge., Lutter am Bbge. 1926, S. 32
3) St. A. Wob. 19 Alt 135
4)  Michael Erbe (Studien zur Entwicklung des Niederkirchenwesens in Ostsachsen vom 8. bis zum 12. Jahrhundert, 1969, in : „Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 26. Studien zur Germania sacra 9" S. 33 fr), hält es für wahrscheinlichen dem Romanus-Patrozinium ausgehend, dass die Kirche zu Hahausen älter als die Vituskirche in Seesen ist, deren Gründung im 9. Jahrhundert angenommen wird.


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Das Corpus bonorum der ev.-luth. Pfarrgemeinde Lutter am Barenberge sagt hierüber: „Origo und Fundation der Kirche zu Hahausen sind unbekannt. Aus ihren Umständen lässet sich muthmaßen, dass es zur Zeit des Papst-thums eine Kapelle gewesen, so in die Ehre des heil. Romani gestiftet worden, welchem vor vielen Jahren nach der Reformation sowohl von Papisten als Lutheranern Opfer gebracht, welches auch bis dato noch zuweilen, sonderlich zur Erhaltung der Kirche noch geschieht.

Im Jahre 1568 wurde die Reformation im Lande Braunschweig, diesmal endgültig, wiedereingeführt. Seit dieser Zeit war Hahausen Filial von Lutter, wohin es 1571/72 auch eingepfarrt wurde, da die Kirche wüst war. Den Hahäusern scheint jedoch der weite Weg nach Lutter nicht so recht gepasst zu haben, denn anscheinend haben sie ihre Kirche, wenn auch nur notdürftig, wieder instand gesetzt. Damit war es dann jedoch im Dreißigjährigen Krieg mal wieder vorbei; Plünderungen und Zerstörungswut der Soldateska machten auch nicht vor Gotteshäusern halt, die Bewohner des Dorfes wurden durch die Schlacht bei Lutter am Barenberge in alle Himmelsrichtungen zerstreut und als dann etliche wieder zurückkehrten, waren sie zu arm, wie ein zeitgenössischer Bericht sagt, um ihre Kirche zu reparieren. Es konnte daher bei schlechtem Wetter oft kein Gottesdienst gehalten werden.

Nach dem Ende des Krieges folgten ärmliche Zeiten, doch scheint sich die Gemeinde im. Jahre 1684, zur Zeit der Regierung des tatkräftigen Herzogs Rudolf August, von den Schrecken des Krieges erholt zu haben, denn in diesem Jahre ließ man in der Reichsstadt Goslar einen 20,5 cm hohen silbernen Abendmahlskelch mit rundem Fuß anfertigen. Der jetzt noch vorhandene Kelch trägt folgende Inschrift: „Hermannus Fridericus Rath P. L. H. .(Pastor zu Lutter und Hahausen) hat diesen Kelch von christlichen Hertzen erbethen". Der Kelch zeigt das Goslarer Beschauzeichen, einen Adler, und undeutlich). H. Obwohl es die Hahäuser mit einem sehr baufälligen Kirchengebäude zu tun hatten, das ihnen immer wieder, wie wir noch sehen werden, Kummer bereitete, lieh die Kirche, also die Kirchengemeinde, dennoch Gelder an Gemeindemitglieder aus. Das können wir u. a. aus einem Schreiben des Altaristen (Kirchenvorstandes) Marcus Zufall, der von 1704 bis 1708 dies Amt versah, ersehen. Aus diesem Schreiben geht nämlich hervor, dass Heinrich Homeister von 1699 bis 1704 Geld von der Kirche geborgt hatte.

Die noch vorhandenen Kirchenrechnungen vom Anfang des 18. Jahrhunderts weisen jedoch auch aus, welche und wieviele Einnahmen die Kirche von den Gemeindeniitgliedern hatte. Insbesondere die Frauen scheinen sehr gebefreudig gewesen zu sein, denn 1705 werden Geldspenden von Jacob Illers Frau, Bartold Kolthamers Frau, Andreas Müllers Frau u. a. aufgeführt, 1710 gab u. a. „Lowes Tochter von Nauen" eine Spende in die Hahäuser Kirchenkasse. „Die Capelle oder Kirche zu Hahausen" hatte 1710 Einnahmen durch Hofzins von zehn Höfen 'i. Nichtsdestoweniger wurde der bauliche Zustand der Kirche immer trostloser.

1) St. A. Wob. 8 Alt L

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Dies geht aus einem Schreiben vom 22. April 1739 1) an das Konsistorium hervor. Es heißt dort: „Es ist schon einigen Jahren her bey allen Kirchen Visitationen die Kirche in Hahausen in sehr baufälligem und fast desolaten Zustand befunden" und weiter "oben im Boden zum Theil von Fäulniß und Wurmstich gantz angegangen, unten der Boden ist gantz heraus, und die Mauer hat etzliche gefährliche Riße .. ., so dass der Einfall zu fürchten ist."

Man holte dann auch einen Kostenvoranschlag für die Reparatur der Kirche ein, aus dem wir die Größe derselben ersehen können. Sie war „über alles lang 62 Fuß" und 30 Fuß breit. Das entspricht einer Länge von 17,70 m und einer Breite von 8,65 m
2). Sicherlich kein imponierendes Bauwerk.

1744 wurde ein „Anschlag über die zu Hahausen neu zu erbauende Kirche" eingeholt. Man beabsichtigte zunächst, die Kirche ganz aus Holz, das die Kommunionforst liefern sollte, zu erbauen, kam jedoch nicht zum Zuge. Auch nach dem Corpus bonorum war die Kirche in Hahausen um das Jahr 1750 sehr baufällig, bis unter das Dach gemauert und trug .auf dem Schieferdache einen kleinen Turm. Auf dem steinernen Altartisch stand ein Schrein „von altem und faulem Holtze, hat zwei Flügel mit Wirtelhespen. In demselben stehen allerlei höltzerne Bilder, so mit echtem Goldschaum überzogen." Auch war ein Taufengel da.

Es fällt auf, dass in der Dorfbeschreibung von 1756
3) von einem Kirchturm, der an der Westseite der Kirche stand, gesprochen wird, während das Corpus bonorum von einem kleinen Turm auf dem Schieferdache der Kirche, also einem Dachreiter, erzählt.

Aus der Dorfbeschreibung erfahren wir auch: „Patron der Kirche ist der Hertzog". Die Kirche hatte jedoch an Jura und Gerechtigkeiten, Länderey, Wiesen, Garten, Holtzung: Nichts".

Imjahre 1757 stiftete eine Hahäuser Einwohnerin „Catharina Margareta Cassebaums" der Kirche ein zinnernes Taufbecken. Es zeigt als Stempel eine Flügelfigur mit undeutlichem Schriftband.

Wenn auch die Dorfbeschreibung das Kapitel „Ausgeliehene Capitalien" unbeantwortet lässt, so wissen wir doch von einer Aufstellung der Kirchenkapitalien vom Jahre 1767
4), dass solche erfolgt sind. Eine „Akte betr. die von den Kirchen in Lutter am Bbge., Hahausen, und Haringen (Ostharingen) an die Cämmerey zu Holzminden verliehenen Capitalien ä 500 rthl. überhaupt" 5) berichtet von einer Ausleihe in den Jahren 1766 bis 1785. Daraus ergab sich eine Klage, welche die drei Kirchen gegen die „Stadt Cämmerey" Holzminden führten. General-Superintendent Bege in Seesen hatte mit der Wahrnehmung dieser Klage seinen Schwager Gesenius in Wolfenbüttel beauftragt, wie aus einem Schreiben desselben vom 14. November 1777 hervorgeht.

1) St. A. Wob. 8 Alt Lu 357
2) Die braunschweigischen Längenmaße waren: l Rute zu 16 Fuß = 4,566 m
3) Siehe S. 75
4) St. A. Wob. 8 Alt Lu 387
5) St. A. Wob. 8 Alt Lu 386

Chronik, Seite 118

Da die Kirche immer baufälliger wurde und die verschiedenen Kostenvoranschläge für die Reparatur oder den Neubau derselben nicht realisiert werder konnten, wurden die Hahäuser im Jahre 1783 in dieser Angelegenheit wieder aktiv.

In einer wunderbar gestochenen Schrift, für die Johann Friedrich Ernst, der vor 1772 bis 1804 Opferrnann und Schullehrer in Hahausen war, verantwortlicr zeichnet, wurde am 16. Januar 1783 ein Schreiben l! an das Konsistorium ver fasst, in dem „die Gemeinde Hahausen unterthänigst um Erbauung einer neuer Kirche" nachsucht. Es heißt darin, daß die Kirche „in einen solchen schlechter Baufälligen Verfall gekomen ist, dass wir fast ohnmöglich länger unseren Gottes Dienst, noch mit Versicherung unseres Lebens darinnen verrichten können. Denn der ganze Boden und die Balken sind durch die immerwährende Nässe, dermaßsen angefaulet, dass schon ganze große Stücke von den Boden und Balker herunter gefallen, und etliche Ständte dadurch entzwey geschlagen worden sind so dass sie auch täglich droht, zusammenzufallen. Wie dieses der Opfermann mi nicht geringen Schmerzen, vergangenen Herbst erfahren, als er im Durchgeher von einem Stück des Bodens dergestalt getroffen worden, daß er 14 Tage seiner Kopf hat müssen verbinden lassen. Das Dach ist zwar noch immer in de Reparatur erhalten, und die -Kosten davor ausgegeben, allein, durch die Fäulunj des Holzes will kein Nagel mehr halten, sondern regnet ein wie allemal de maassen durch und durch, dass man sich fast nicht ohne die Schuhe voll zu füllen hineinwagen darf."

Nach dieser Schilderung des Zustands der Kirche wird dann noch einmal „unse demüthigstes flehentliches Bitten" vorgebracht „in der zuversichtlichen Hoff nung gnädigster Erhörung und Devotion".

Das Schreiben des Opfermannes Ernst erfolgte für Christian Schladebusch um Joh. Heinrich Sandvoß, Altaristen, und Christian Ziegenbein und Christ. Kalthamrner, Bauermeister, im Namen der ganzen Gemeinde. Das herzogliche Konsistorium konnte sich, nach mehreren Anmahnungen, jetzt wohl nicht mehr der Bitte der Gemeinde verschließen. Doch zunächst ging es um die Finanzierung des Neubaus. Nach vielem Hin und Her sollte das Fürst liehe Leihhaus in Braunschweig das Kapital vorschießen. Am 12. September 1793 wurde der Hofbaumeister Langwagen (er selbst schrieb sich Lang-Wagen) „committirt", mit dem Fürstl. Amte und Pastor Grotrianwege: des Neubaus der Kirche Rücksprache zu nehmen. Der Kostenvoranschlag von Langwagen belief sich auf 1656 Taler, 77 mg., 4 eh.

Insgesamt sollten 1750 Taler verbaut werden. Davon sollte die Hahäuser Kirch 428 Taler aufbringen, die restlichen Kosten sollten auf verschiedene Kirchen in Lande Braunschweig umgelegt werden.

Die neue Kirche wurde daraufhin bis zum Jahre 1794 fertig gestellt. An der Stirnseite des Neubaus, über dem Eingangsportal hinter dem Altar, brachte man ein Gedenktafel mit folgender Inschrift an:

1) St. A. Wob. 8 Alt Lu 243, Band II

Chronik, Seite 119

Hier hatte vormals dem Roman(u)
die Einfalt Weihrauch hingestreuet
ein neuer Tempel wird von uns der Ehre Gottes geweihet
zu Gottesfurcht zur Uebung jeder Tugendpflicht
entziehe Herr der Welt uns deinen Segen nicht. 1794

Nun war endlich die neue Kirche fertig, nachdem man sich Jahrhundertelang mit der baufälligen alten herumgeärgert hatte. Aber ein neues Problem kam auf die Gemeinde zu, nämlich die Verteilung der Kirchenplätze. Es wurde daher 1795 beschlossen:

  1. Diejenigen, die einmal (d. h. in der alten Kirche) im Besitz der Stellen auf dem Chore gewesen sind, ihre Stellen nach der vorigen Ordnung behalten, die noch übrigen Stellen aber soweit auf dem Chore als auf den neuen Priechen nach dem Alter der Höfe ausgetheilt werden, dass
  2. die sämtlichen Frauens Stühle nach der vorigen und bisherigen Ordnung wiederum zu vertheilen sind
  3. den zeitigen Bauermeistern wegen der bey dem Bau übernommenen Bemühungen gute Stellen auf dem Chore bestimmt werden.

Um ja nichts falsch zu machen, wurde sowohl eine Aufstellung „Wie die Stände in der alten Kirche auf einander gefolgt" wie auch ein Plan der Sitzordnung in der neuen Kirche angefertigt. Es gab 6 Frauenstände, die 14 Großköter hatten jeweils 3 Stände, ferner gab es Stände für "Häußlinge", die Schule, den Dorfkrüger, für den Neuen Krug, den Forstschreiber sowie den Kuh- und Schweinehirten 1J. Dem Neubau der Kirche folgten die Wirren der Freiheitskriege, wiederum mit unsäglichen Belastungen.

Wenn die Hahäuser zunächst der Meinung waren, dass sie der Neubau der Kirche vorerst einmal vor den ständigen Ausgaben für Reparaturen, wie sie bei der alten Kirche erforderlich waren, bewahren würde, so wurde diese Hoffnung schon nach wenigen Jahrzehnten wieder zunichte gemacht. Bereits 1827 wurde vom Konsistorium eine Reparatur am Dach der Kirche und am Kirchturm genehmigt, 1834 musste die Kirchenuhr von dem Uhrmacher Weule zu Altwallmoden repariert werden und 1845 erfolgte eine Reparatur am Kirchturm.

Doch scheint das alles nur Stückwerk gewesen zu sein, da bereits 1848 ein „Kostenvoranschlag über die nöthigen Reparaturen an der Kirche zu Hahau-sen 2) von dem Maurermeister E. Lerche eingeholt wurde. Er belief sich auf 251 Taler, 5 Groschen und 9 Pfennige. Doch auch der Tischlermeister Ernst reichte ein Angebot für Tischlerarbeiten ein, das sich auf 102 Taler, 7 Groschen und 4 Pfennig belief. Ferner waren Schlosserarbeiten erforderlich. Am 17. 11. 1848 sah sich daher die Gemeinde gezwungen, in einem Schreiben an das Herzogliche Konsistorium um ein Darlehn von 400 Talern für die Kirche zu bitten. Es heißt darin u. a.: „Die Kirche befindet sich leider in einem sehr schlechten Zustand und bedarf der dringenden Reparatur . .. sonst muss der Gottesdienst eingestellt werden.


1) St. A. Wob. 8 Alt Lu 367
2} St. A. Wob. 129 Neu 73, Nr. 133


Chronik, Seite 120



St.- Romanus-Kirche



Altar in der St.- Romanus-Kirche

Chronik, Seite 121

Ferner; „wegen der Fehler, die beim Neubau im vorigen Jahrhundert gemacht wurden, ist sie in hohem Grade baufällig." Weiter kann man lesen: „Auch die Orgel ist in schlechter Beschaffenheit, dass sie überhaupt nicht mehr repariert werden kann und durch eine neue ersetzt werden muss." „Die hiesige Gemeinde hat sich entschlossen, aus eigenen Mitteln eine neue Orgel anzuschaffen und will 500 Taler aufbringen. Es ist das aber auch alles, was die Kräfte ihrer Mitglieder irgend verstatten. Die hiesige Gemeinde gehört bekanntlich zu den ärmsten des hiesigen Landes." Das Schreiben ist von dem Ortsvorsteher Rudolf Kappey unterzeichnet.

Es dauerte dann aber immer noch fast 2 Jahre, bis am 11. März 1850 in der „Böhmischen Gastwirtschaft" ein Protokoll wegen der Kirchenreparatur unterzeichnet werden konnte. Für die Gemeinde Hahausen unterschrieben der Ortsvorsteher Kappey und die Ortsgeschworenen Pümpel, Kelp und Kalthammer und „in fidem" der Justizamtmann Steinacker. Am 15. April 1850 wurde dann endlich die Genehmigung zur Reparatur der Kirche erteilt, die dann auch durchgeführt wurde. Die Orgel sollte zunächst von dem Organisten Strube in Wolfenbüttel begutachtet werden.

Am 9. Februar 1856 schrieb der Ober-Gerichtsadvocat Stegemann zu Gandersheim an die Herzogliche Kreis-Direktion '': „Vom Herzoglichen Consistorium bin ich beauftragt, die Ansprüche der Schule und Opferei in Hahausen auf Entrichtung einer jährlichen Kornpräsentation von je'AHimten Roggen gegen die Anbauer Pilster, Gläsener, Böse, Schwekendieck, Rühmann, Düerkop, Ziegenbein, Hoffmeister, Hornann, Ahrens, Kalbreyer und Taufall Gerichtlich geltend zu machen und hat mich der zeitige Opfermann Schullehrer Cantor Propst daselbst, von welchem ich die erforderlichen Instructionen einzuholen habe, benachrichtigt, dass entweder gegen die genannten Anbauer oder doch gegen Einige derselben schon früher wegen der fraglichen Präsentation Gerichtliche Klage geführt sei . . ."

Am 25. März 1857 machte der Cantor Propst seinen Anspruch auf die „an die Opferei zu entrichtenden Ostereier" geltend. Schule und Opferei (Kirchendienst) waren um die Zeit noch miteinander verbunden und wurden erst später voneinander getrennt.

1858 hatte die Gemeinde Streit mit ihrem Prediger, wie eine „Acta den Transport des Predigers zu Lutter a. Bbge. nach Hahausen betr." aussagt. Der Ortsvorsteher Kappey empfahl dem Pastor, der mit einem Wagen abgeholt werden wollte, die Eisenbahn zu benutzen
2).

1892 war das Kirchendach wiederum sehr schadhaft, wie aus einem Schreiben des Gemeindevorstehers Kappey „An die Hohe Herzogliche Kreisdirektion in Gandersheirn" hervorgeht. Kappey schreibt, dass die Gemeinde durch Anschaffung eines neuen Totenwagens und die Anlegung des Telefons nach Lutter Kosten gehabt hat. „Dabei muss sie neben zwei Lehrern noch einen Kantor emer. mit 1650 M Pension besolden." Weiter heißt es: „Da unsere Uhr, welche die hiesige Gemeinde vor 180 Jahren von der Kirche zu Lutter zum Geschenk er-

1) St. A. Wob. 129 Neu 72, Nr. 105
2) St. A. Wob. 129 Neu 21, Nr. 52

Chronik, Seite 122

halten hat, nun vollständig unbrauchbar geworden ist" bittet man um finanzielle Unterstützung zur Anschaffung einer neuen. Am 27. August 1892 erhielt die Kirchengemeinde Hahausen dann auch einen Zuschuss von 300 Mark zur Neuanschaffung einer Turmuhr vom Staatsministerium in Braunschweig. Am 26. April 1906 wurde das Dorf während der Nacht von einem Gewitter überrascht. Es war eine halbe Stunde vor Mitternacht. Plötzlich durchzuckte ein greller Blitz das nächtliche Dunkel. Der feurige Strahl fuhr in den Turm des Gotteshauses, sprang von dort in das Innere des Kirchenschiffes, riss die Orgelpfeifen auseinander, zersprengte die Decke, die fingerbreite Risse zeigte und verlief sich unterirdisch bis in den angrenzenden Hof.

Erstaunt über das Gepolter in der nähen Kirche fuhren die Bewohner der umliegenden Höfe aus dem Schlaf empor. Am nächsten Morgen ging es wie ein Lauffeuer durchs Dorf: „Dei Blitz hett in üse Kerke inneschlahn!" Alles rannte zum Gotteshause, um den Schaden zu besehen, denn zu seltsam war der kalte Blitzschlag aus nächtlichem Himmel.

Für die Kinder des Dorfes war es ein besonderer Spaß, mit den im Kircheninnern verstreut herumliegenden Orgelpfeifen im Dorfe herumzulaufen. Ein Fotograf war auch gleich zur Stelle, der das Bild der Zerstörung für die Nachwelt auf eine Zelluioidplatte bannte.

Dann trat der Kirchenvorstand zusammen und beriet über die Ausbesserung der Schäden. Die Reparaturkosten beliefen sich auf 9.756 M 40 Pfennige. Die Brandversicherung zahlte 4.972 M 6 Pfennige, 1000 Mark erhielt die Gemeinde vom Herzoglichen Staatsministerium, den Rest musste sie selbst aufbringen. Gleichzeitig wurde ein Blitzableiter angebracht.

Zum Erntedankfest 1906 wurde der erste Gottesdienst wieder im schmuck hergerichteten Kirchlein abgehalten. Die neue Orgel erfüllte die Kirche zum ersten mal mit ihrem Brausen, und jubelnd ertönte der Dankchoral der Gemeinde.

Im Kirchturm wurde bis in die Zeit vor dem ersten Weltkrieg die 73 cm hohe und 28 cm breite romanische Eichenholzfigur ihres Namenspatrons, des heiligen Romanus, aufbewahrt. Es soll ein Dutzend Heilige gegeben haben, die den Namen Romanus führten. „Unser" Romanus jedoch war ein Märtyrer. Er lebte in Rom als Soldat und war dabei, als der Diakan Laurentius den Märtyrertod fand - auf einem Rost gebraten. Romanus war so von dem mutigen Sterben des Laurentius beeindruckt, dass er sich zum Christentum bekehrte. Er sollte auch Diakon werden und hatte bereits die Weihe eines Türhüters erhalten, als er wegen seines Bekennermutes enthauptet wurde. Das soll im Jahre 258 gewesen sein. Das Fest Romanus wird am 9. August gefeiert. Nach einer alten Überlieferung wurde Romanus in den römischen Katakomben beigesetzt.

Die Figur des Romanus wurde von einem unbekannten Künstler etwa um die Mitte des 13. Jahrhunderts geschaffen. Er stellte den Heiligen als das dar, was er war, als Krieger oder als Soldaten, zwar nicht als römischen, sondern in der zeitgenössischen Tracht der ausgehenden Romanik, mit einem weiten, geschürzten und daher nicht ganz bis auf die Knie reichenden Gewand, darüber einen nach rückwärts geschlagenen Mantel, in der Linken das Schwert haltend und mit bärtigem und barhäuptigen Kopfe.

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Um 1910 wies die Figur, die nahezu sieben Jahrhunderte in der kleinen Dorfkirche am Harz überstanden hatte, nur noch spärliche Farbreste auf, auch fehlten ihr bereits die Füße. Es wurde jetzt auch höchste Zeit, dass sie ins „Vaterländische Museum" in Braunschweig übergeführt wurde, denn die Dorfjugend vergnügte sich recht respektlos mit der uralten Plastik, genauso wie mit den zahlreichen Säbeln, Spießen und anderen Waffen aus der Schlacht bei Lutter am Barenberge, die gemeinsam mit der Heiligenfigur im Kirchturm aufbewahrt wurden.

Unbeschädigt im 1. und 2. Weltkrieg und in den turbulenten Nachkriegsjahren, überdauerte „üse Romanus" nahezu 6 Jahrzehnte im Museum in Braunschweig bis zum 19. Oktober 1970, als es einem Einbrecher gelang, die Figur zu entwenden. Doch noch im gleichen Monat konnte die damals auf 35.000.— DM geschätzte Plastik bei einem 18 Jahre alten Arbeiter sichergestellt werden, der sie bereits mit anderem Diebesgut verpackt und mit der Adresse eines Antiquitätenhändlers versehen hatte. Wer nun angenommen hätte, dass das „Braunschweigische Landesmuseum für Geschichte und Volkstum", wie das frühere „Vaterländische Museum" jetzt genannt wird, durch Schaden klug geworden wäre, der hatte sich geirrt. Anscheinend wurden wiederum nur ungenügende Sicherheitsmaßnahmen - Anstellung eines Nachtwächters - ergriffen, denn wie wäre es sonst möglich gewesen, dass „der Romanus" zusammen mit zwei anderen Heiligenfiguren im März 1973 erneut aus dem Museum entwendet werden konnte. Nach Auskunft des Landesmuseums konnte die Figur bisher nicht wieder ermittelt werden.

1910 befanden sich in der Kirche außer dem bereits genannten Kelch und dem Taufbecken noch zwei Zinnleuchter in Säulenform, 21,5 cm hoch, Stempel mit Flügelfigur und Zeichen J.G.K. sowie zwei Henkelvasen aus Zinn, 25,5 cm hoch.

Von 1906 bis 1916 befand sich in Hahausen eine Hilfspredigerstelle. Nach dem 1. Weltkrieg erfolgte die Trennung von Staat und Kirche - der Herzog war bis dahin zugleich Oberhaupt der Landeskirche - und damit entfiel auch die bisher von den Pfarrern ausgeübte Schulaufsicht. Gleichfalls nach dem 1. Weltkrieg wurde bei der Kirche ein Kriegerehrenmal errichtet. In den Jahren nach dein 2. Weltkrieg wurden in der Hahäuser Kirche, nach 377 Jahren, auch wieder katholische Gottesdienste abgehalten.

Im Jahre 1951 wurde die seit 1568 bestehende Zugehörigkeit der Hahäuser Kirche zur Pfarrgemeinde Lutter am Barenberge gelöst und seither bilden Hahausen und Nauen eine eigene Kirchengemeinde. Das Pfarramt und der Pfarrer haben ihren Sitz in Hahausen, für welche Zwecke später ein Haus als Pfarrhaus erworben wurde. Dabei wurden noch später Gemeinschaftsräume errichtet. 1954 und 1957 wurde das Gotteshaus wiederum ausgebessert, diesmal jedoch ohne irgendwelche Zuschüsse. Der Maler gab dem Innern das helle, freundliche Aussehen, das wir heute bewundern dürfen. Die Orgel erhielt ein elektrisches Gebläse

Chronik, Seite 124

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