|  | Hahausen vor, während und nach dem Dreißigjährigen Kriege<zurück   
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  Die etwas umständliche Überschrift dieses Kapitels soll deutlich machen,
      welch´ überragende Bedeutung der Dreißigjährige Krieg für unser Dorf hatte. das gesamte 17. Jahrhundert war 
      von den Ereignissen, die zu diesem Kriege führten, von den dreißig schrecklichen Jahren von 1618 bis 1648, in denen dieser 
      Krieg tobte und den ärmlichen Jahrzehnten danach, in denen unser Land auch nicht zur Ruhe kam, bestimmt. Hahausen hat besonders 
      hart unter dem Wüten der kriegerischen Scharen aus fast allen europäischen Nationen gelitten.
 
   Am 06. Mai 1605 war bereits ein Herzoglicher Erlass für die Sammlung einer Kontribution zur
      Aufstellung und Unterhaltung 
      eines Heeres von 16.000 Mann ergangen. Der Teil des Herzogtums westlich des Harzes stellte das
      so genannte "grüne Regiment" unter 
      Oberstleutnant Hans Statius, das sich am 14. Oktober 1605 in und um Seesen versammelte.
 
   Zwei Tage später versuchte Herzog Heinrich Julius, seine widerspenstige Stadt Braunschweig im Sturm zu nehmen. Der Versuch scheiterte 
      jedoch.
 
   Das grüne Regiment war als allerletztes vor Braunschweig angelangt, erst am 17. Oktober, wurde aber bei der anschließenden 
      Belagerung der Stadt eingesetzt, die bis zum 30. Januar 1606 dauerte und mit einem Waffenstillstand endete.
      Das grüne Regiment durfte abziehen, wurde aber vom 06. April bis zum 27. Mai 1606 noch einmal zur Verteidigung und zum Schanzenbau 
      vor Wolfenbüttel eingesetzt (1).
 
   Am 04. März 1607 tagte der Landtag, die Vertretung der Stände, zum
      ersten mal in Seesen. Der dort beschlossene Landtagsabschied 
      legte ein Drittel der so genannten "Hufenschatzung", die seit 1524 von den
      Gutsherren allein getragen worden war, auf die Bauern um. 
      Die Steuern wurden erhöht, da 100.000 Reichstaler aufzubringen waren. Die Kotsassen (nur diese gab es in Hahausen) mussten dazu 
      jeweils 12 Groschen aufbringen. Laut erklang der allgemeine Wunsch nach Frieden. So forderten die "Unternehmen", die fremden Offiziere 
      aus den Dörfern zu schaffen.
 
   Ende Mai 1609 wurde in Seesen die weitere Aufrüstung beschlossen.
      Jeder Landdrost und Oberamtmann musste Verzeichnisse aller Untertanen
      gen Hofe schikken. In Notfällen sollte der 10., 5, oder 3. Mann angefordert werden.
 
   Im Jahre 1609 war die Pest in Niedersachsen ausgebrochen, sie forderte
      allein in Hildesheim 2300 Opfer, am 25. Oktober 1611 klagte der Rat zu
      Seesen "dass die Pest allhier zu grassieren angefangen". Um 1612
      war das Land Braunschweig, wo man sonst sicher blankes Geld über alle Straßen 
      tragen konnte, eine rechte Mord- und Räubergrube. Weitere Angriffe der herzoglichen Truppen 
      auf die Stadt Braunschweig waren 1615 und 1616 wiederum ergebnislos verlaufen. Die Schulden, die 
      Herzog Heinrich Julius hinterlassen hatte, stiegen ins 
      Unermessliche, als der Fürst im Jahre 1616 den charakterlosen Anton von Streithorst zum 
      Statthalter bestellte, der mit vier Gesinnungsgenossen, die er zu Landdrosten ernannte, eine 
      Beispiellose Misswirtschaft führte.
 
   (1) Roth, Otto: Die Entwicklung Seesens von den Anfängen bis zum Dreißigjährigen Kriege.
      In:"1000 Jahre Seesen" Seesen 1974, S. 83, Anmerkung 125
 
   Chronik, Seite 51
 
   Er ließ die vollwertigsten
      Silbergroschen einziehen und in 32 Münzstätten, darunter in Seesen, minderwertiges 
      Geld prägen oder die Münzen beschneiden (1). Diese "Kipper- und 
      Wipperzeit" war die erste große Inflation Deutschlands mit all´ ihren schädigenden Folgen.
 
   Im Jahre 1618 brach nach dem Prager Fenstersturz der Dreißigjährige Krieg aus.
      Die Unsicherheit im Lande wurde groß und immer größer.  Unser Dorf
      wurde bereits in den ersten Jahren des Krieges von militärischen Ereignissen berührt.
      Einquartierungen erfolgten im Jahre 1623, als Christian von Halberstadt sein Winterquartier in 
      Seesen und Umgebung bezog. Auch nahm das Räuberunwesen im Lande ständig zu. So kam 
      am 06. Mai 1624 ein Kaufmann aus Hildesheim zum Guts- und Gerichtsherrn
      von Kirchberg und klagte:" Ich bin auf der Braunen Heide zwischen
      Mahlum und Hahausen von vier Strolchen (drei Reiter und ein Jugendlicher,
      der zu Fuß war) überfallen worden. Sie haben meine Taschen
      durchsucht und Leinwand, Strümpfe und Handschuhe gestohlen. Dann haben sie meine lange
      Büchse entwendet, mich jämmerlich geschlagen und mich vertrieben".
 
   Die Gauner konnten, nachdem sie auch einen Bauern aus Seesen ein Pferd
      gestohlen hatten, im Kirchberger Kruge festgenommen werden (2).
 
   Im Jahre 1625 führte Graf Wolf von Mansfeld, kaiserlicher General, 3000 Mann
      Infanterie über Göttingen nach Lüneburg. Dabei wurde auch unsere Gegend ausgeplündert.
      Vom Spätsommer des Jahres 1625 an waren der Ambergau und das Harzvorland allem möglichen
      Drangsalierungen von durchziehenden oder  einquartierten Truppen ausgesetzt.
 
   Das, was unsere Vorfahren damals schon, vor der Schlacht bei Lutter am
      Barenberge, die ja überwiegend auf der Hahäuser Feldmark geschlagen wurde, auszuhalten hatten,
      lässt sich heute kaum noch beschreiben.
 
   Wohl am deutlichsten dargestellt werden kann die damalige Situation durch
      die Wiedergabe der Klagschrift des Herzogs Friedrich Ulrich, welche dieser
      am  05. September 1625 an den Kaiser richtete. Er sagt in derselben:
      Das Kriegsvolk des Generals Tilly hat "meine armen Unterthanen (die
      ohne das die vorherigen Jahre her ganz erschöpft) feindseligerweise 
      urplötzlich ungewarneter Sachen und wie ein Wetter überfallen, die 
      armen wehrlosen Leute überrascht, in ihren Häusern, auf den Wegen 
      in Holz und Felde, mit Weib und Kindern erbärmlich niedergehauen,
      zermetschet, darunter der Sechswöchnerinnen, Kindbetterinnen und kleinen 
      Kindern nicht verschonet, deren etliche den Müttern an den Brüsten 
      getötet, den Priestern, die sich vor ihnen nicht verstecken können,
      unsäglichen Schimpf und Marter angethan, teils tot geschlagen, darunter 
      auch armer alter lahmer Krüppel in den Spitälern nicht verschonet, 
      sondern dieselben greulicher Weise gemartert und getötet, auch einem 
      Weibsbilde (welches und alles andere mit lebendigen Zeugnissen zu beweisen) 
      die Zungen aus dem Halse gerissen, anderen die Zunge im Munde gespaltet, 
      anderen härene Stricke um die Köpfe gewunden, überstark zugewiegelt
       und durch solche Marter, wo sie Geld vergraben hätten, befraget; Ämter, 
       Klöster, Städte, adelige Häuser, Flecken und
 
   (1) Roth, Otto, a. a. O., S. 85, Anmerkung
      127
 (2) Freitag, Friedrich: Geschichtsbilder aus dem Ambergau, Bockenem 1961,
      S. 100/101
 
   Chronik, Seite 52
 
   Dörfer ganz ausgeplündert,, Kisten, Kasten, Schäppe und alles
      aufgehauen, alle Pforten, Fenster, Stühle und anderer Hausrat
      zernichtigt, aus- 
      und entzwei geschmissen, was an Fleisch, Butter, Käse, Eiern und anderen Victualien
      vorhanden gewesen, wenn sie sich damit gefüllet gehabt, in Kot getreten; den Fässern
      mit Wein, Most, Bier, Broihan und anderem Getränke den Boden ausgeschlagen und auf die
      Erde laufen lassen; die Kirchen, Kapellen und Armenkasten aufgebrochen, den Kirchenornat an
      Kelch, Patenen, Monstrantien, Messgewand, heiligem Zierrat neben allem anderen, so darin 
      befunden, herausgeraubt, die Altar- und Taufsteine profaniert, mit ihrem Unflat verunreinigt,
      die Messbücher zerrissen, in die heilige Bibel und andere Bücher salva venia
      gehofieret; die Flügel der Altäre, Orgeln und Kirchenstände
      entzwei gehauen, die
      Gräber eröffnet und durchsuchet, das Kupfer und Blei von Kirchtürmen abgedecket 
      und weggenommen, etliche schöne Bibliotheken verbrannt; ehrbare Frauen und Jungfrauen
      genotzüchtigt, auch auf offener Gassen dessen sich nicht gescheut noch geschämet,
      ja auch mit etlichen auf den toten Körpern ihre Schande getrieben, auch also, dass etliche
      darunter des Todes worden; ganze Flecken und Dörfer ausgebrannt und in die Aschen gelegt;
      die Leute im Felde bei ihren Arbeitern niedergehauen; dass kein Korn einbringen, sondern alles 
      im Felde (woraus unmenschliche Hungersnot zu besorgen) stehen lassen müssen; die armen
      Leute in den Gehölzen, dahin sie sich zur Rettung ihres und ihrer Weib und kleinen Kind
      bloß überhaltenen Lebens retirieret, gleich den wilden Tieren verfolget und
      niedergemetschet, womit dann bishero täglich (unangesehen der Herr General
      vorgibt, dass
      es wieder seinen Willen geschehe) dermass continuieret, dass der größere 
      Teil meines Landes über 12 Meile Weges in der Länge und zu 6 und 7 in der Breite
      ganz und dermaßen ruiniert, dass seit Menschenlebzeiten sichs nicht wieder erholen
      können. Dessen ungeachtet und obwohl die Früchte aufgezehret sind, der Acker 
      ungepflügt liegt, und das Volk dem Hungertode entgegensieht, hat Tilly noch etliche
      Tausend Fuder Korn und 300000 Thaler verlangt. Man hat in unserem Lande ärger gehaust, 
      denn in Böhmen oder in der Pfalz. Wir können nicht glauben, dass der Kaiser als
      ein gütiger und frommer Herr an diesem Wesen Gefallen findet oder gar dasselbe anbefohlen hat, 
      besonders da das kaiserliche Schreiben nur eines bloßen Durchzuges gegen uns gedenkt".
       (1)
 
   Zu all diesem Ungemach kam doch die eigenartige Witterung und die durch
      diese verursachte Missernte des Jahres 1625 hinzu. Das Jahr begann mit heftigen Stürmen. 
      Dann traf eine solche Wärme ein, dass Sommer und Winter vertauscht zu sein schienen. Im Januar
       blühten die Blumen. Gegen Ende Februar wurde es wieder sehr kalt und um Pfingsten herum fiel 
       Schnee, der dem blühenden Korn verderblich wurde. Im Juni war es kälter als im Januar und 
       fortan blieb es den ganzen Sommer über windig. Der dadurch einsetzenden Hungersnot folgte die
       Pest. Die militärischen und wirtschaftlichen Drangsale wurden außerdem noch durch die
       Kriegssteuern vermehrt.
 
   Das Jahr 1625 und der Anfang des Jahres 1626 waren für Hahausen besonders verheerend, denn schon
      damals wurde das Dorf zum Teil niedergebrannt.
 
   (1) Günther, Friedrich: Der Ambergau, Hannover 1887, S. 110/111
 
   Chronik, Seite 53
 
   Die Bewohner flohen u. a. nach Rhüden, so "Margaretha Christoff Thofahls von Hahausen Frau so
      verbrannd im Kriege anhero geflohen und gestorben". Sie wurde am 22. Januar 1626 in Rhüden begraben. 
      Auch Ann Wollersen, Lorentz Jordens und dessen Sohn Albrecht waren "des Krieges wegen" nach Rhüden 
      geflohen, wo sie im März 1626 verstarben, desgleichen Engel Lengemann, der
      "anhero in Kriegswesen
      geflohen". Andreas Sauerlandt, "Sauhirte aus Hahausen", starb 1626 in Rhüden vermutlich an Pest. Dann 
      kam 1626 die Schlacht bei Lutter am Barenberge, die im folgenden Kapitel eingehend behandelt wird. Von allen
      Ortschaften der Umgebung wurde Hahausen am schwersten betroffen. So heißt es in einem Bericht aus dem 
      Jahre 1629: "Das Dorf ist zu Anfang des Krieges in Brand gesteckt und in Asche gelegt, die Leute seien teils
       nachher verstorben; die noch am Leben, halten sich zu anderen Leuten seien teils nachher verstorben; die noch 
       am Leben, halten sich zu anderen Ämtern, da sie um das Brot gehen müssen, weil dieses Orts nichts 
       mehr vorhanden, damit sie das Leben hinhalten. Häuslinge, deren wohl 10, so
      eigene Häuser hatten,
       seien verstorben und verflogen, dass man nicht weiß, wer immer davon geblieben ist, ausgenommen 3, 
       die niedergeschossen worden".  (1)
 
   Neben den Drangsalen durch Menschen und durch die Natur wurden unsere
      Vorfahren noch von Tieren geplagt. Die Wolfsplage nahm während
      des Krieges überhand. Auch Bären gab es noch. So unternahm
      Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg am 17. Oktober 1637 - also
      mitten im Kriege - von Lutter aus eine Bärenjagd, wobei er drei
      Bären und ein Wildschwein erlegte.
 
   Hahausen kam nicht zur Ruhe. 1632 bis 1634 erfolgten Plünderungen
      durch die Kürassiere Pappenheims, 1638 erschienen
      braunschweigische und 1641 wiederum kaiserliche Kriegsscharen in unserer
      Gegend.
 
   Der Rat der Stadt Seesen berichtete unter dem 21. September 1633 an den
      Herzog: "Die Bürgerschaft sei durch übermäßige
      Kontribution und Exactionen ermattet, daher sei ihre Bitte um
      Gotteswillen, der Herzog wolle dies beherzigen. Das arme Städtlein
      sei in funditus ruiniert, die Dörfer seien ausgepaucht, die
      Pferde und Kühe weggenommen; die Leute hätten keine
      Schuhe an den Füßen; die Weibsbilder hätten ihre
      Ehre nicht erhalten". Und der Amtmann zu Seesen berichtet:
      "Befinde, dass in allen Dörfern, Gott erbarme es! die Meierhöfe,
      Halbspänner- und Kothsassenhöfe still stehen, die übrigen
      können die Kontribution nicht aufbringen". (2)
 
   1634 starb Herzog Friedrich Ulrich und August der Jüngere führte
      von 1635 bis 1666 die Regierung. Zwar schlossen die welfischen Fürsten
      1642 Frieden mit dem Kaiser, doch war an eine Überwindung der Not
      vor Beendigung des Krieges kaum zu denken. Hunger und Elend trieben manche
      zu Raub und Mord. Besonders gefürchtet war ein Räuber und
      kaiserlicher Parteigänger namens Lewin Sanner (Sander), von der
      Bevölkerung "Nimmernüchtern" genannt. Nachdem
      er mit seiner Bande lange Zeit sein Unwesen getrieben hatte, gelang es
      einer Schar Bauern und braunschweigischer Soldaten im Jahre 1641, ihn in
      de´m später nach Sander genannten Hohlweg "Nimmernüchtern"
      im Nauerberg zu fangen. Er wurde in Hildesheim hingerichtet.
 
   (1) Rauls: Von Landsknechten und Marodeuren, In: Beobachter, Seesen, 1968
 (2) Günther, Friedrich, a. a. O., S. 123
 
   Chronik, Seite 54
 
   Auch die Harzschützen machten von sich reden. Diese aus Bewohnern der
      Harz- und Harzrandorte rekrutierte Bande plünderte, wo sie nur
      konnte.
 
   Waren es bisher meist kaiserliche und ligistische, Doch auch dänische
      Truppen gewesen, unter denen Hahausen zu leiden hatte, so waren es seit
      1642 meist schwedische.
 
   So verlangte das Amt Lutter von der fürstlichen Regierung zum Schutz
      vor schwedischen Durchmärschen einer Schutzwache. Eine solche Wache,
      aus einem Korporal, einem Gefreiten und 12 Mann bestehend, wurde am 30.
      April 1644 dem Amt zugewiesen. Ob diese 14 Mann wirklich die
      durchziehenden Schweden von Übergriffen abhalten konnten, sei
      jedoch dahingestellt. Jedenfalls musste auch Hahausen für diese
      Schutzwache gehörig zahlen. Da aus der ausgebluteten Landbevölkerung
      kaum noch herauszuholen waren, wurden die Dienstleistungen erhöht. Sie 
      stiegen im Braunschweigischen von 14 Tagen im Jahre 1478 auf 104 Tage im
      Jahre 1645. Außerdem hatte das Amt Lutter, also auch Hahausen, laufend
      Einquartierungen aufzunehmen und zu unterhalten, so besonders
      braunschweigische Truppen von 1642 bis 1647 (1).
 
   Als im Jahre 1648 in Münster und Osnabrück Frieden geschlossen war
       und sich die Wogen des Krieges allmählich verliefen, fanden sich die 
       versprengten Einwohner von Hahausen zum Teil wieder zusammen, aber sie waren
       so arm, dass sie ihre Kirche beim besten Willen nicht instand halten konnten. 
       Infolgedessen konnte im Winter bei Schnee und Regen oft kein Gottesdienst 
       gehalten werden.
 
   Wer jedoch annehmen sollte, dass unsere Vorfahren jetzt zur Ruhe gekommen
      wären, der hätte sich erheblich geirrt. Das Dorf wurde auch jetzt 
      noch von Räubern heimgesucht. So beschwerten sich die Einwohner von 
      Hahausen, besonders Hanß Meyer, im Jahre 1648 über den Räuber
      Hanß Müller, der zusammen mit einem anderen Räuber, Hanß 
      Jüngeling, ihnen "Viele beschwerliche Dinge" angetan hatte. Müller
      trieb sein Wesen im Amte Lutter bereits seit 1645.
 
   Man versuchte jedoch, die Folgen des Krieges zu überwinden und so gut 
      wie möglich einzurichten. Ehen wurden geschlossen und Kinder wurden geboren. 
      Es ging langsam wieder aufwärts. Doch nicht nur eheliche, sondern auch 
      uneheliche Kinder erblickten das Licht der Welt. Nicht immer war der Kindesvater
      bereit, die uneheliche Mutter zu heiraten. Dann schaltete sich das Amt Lutter ein
      und sorgte für einen "Gütlichen Vergleich", wie er z. B. im Jahre 1660
      zwischen den Angehörigen zweier alter hahäuser Familien geschlossen
      wurde. Im Sommer des Jahres 1652 wanderte ein Zeichner namens Conrad Buno durch
      die braunschweigischen Lande. Er fertigte im Auftrag des Frankfurter 
      Verlaghauses Matthäus Merian Zeichnungen  an, die zwei Jahre 
      später, 1654, in einer kostbaren Topographie gedruckt und auch 
      in Ein- oder Zweiblattdrucken verbreitet wurden. So zeichnete er auch 
      ein Landschaftspanorama von überraschender Genauigkeit, das er
       "Lutter am Barenberge F.B.L.Ambthauß" nannte. Im Zentrum des 
       Bildes sehen wir das "feste Haus Lutter", das fürstlich
 
   (1) St. A. Wob. 8 Alt Lu 437
 
    Chronik, Seite 55
 
   braunschweigisch-lüneburgische Amtshaus, wä,hrend im Hindergrund links die
      Harzberge und rechts die Osterköpfe eingezeichnet sind. Außer Nauen erkennen
      wir, am Fuße des Langenberges, einige Häuser von "Hahaußen". Wir haben
      damit also die älteste Abbildung des Dorfes vorliegen. In der Merianischen
      "Topographia Germaniae" finden wir dazu folgenden seltsamen Text: "Oben Hahusen / nacher
      Seesen werts / an der rechten seiten / ligt der Bahrenberg / davon das Amt den Nahmen
      Lutter am Bahrenberge hat / wird auch der Langenberg genannt; An der
      linken seiten 
      gegen über / Hat man den kleinen Bakenberg in diesem Amte / und allernechst dabey
      den großen Bakenberg im Ampt Seesen / dahero die Irrung folget / daß hiesige 
      Ampt auch Lutter am Bakenberg / von etzlichen geschrieben und genennet wird".
 
   1661 wurden Meierbriefe für Land am Kuhlager ausgeteilt. Am 30. September 1663 hatte
      Hahausen 133 (nach anderer Lesart 123) Einwohner über 5 Jahren, wie ein "Verzeichnis 
      der Hahüschen So über 5 jahren sein" aussagt.
 
   Von 1666 bis weit in das folgende Jahrhundert hinein hatte das Amt Lutter
      immer wieder Einquartierungen. Es mussten "Haber", "Broyhan",
      "Brandtwein" usw. geliefert werden. In Hahausen lagen
      "Reuter" und Knechte hauptsächlich auf dem Illers´schen Hofe. 1669/71 gab es
      einen (Seesener) Bürger und Gastwirt Franz Ahrens in Hahausen. 1682 waren Heinrich Schott 
      und Joachims Kolthamer Bauermeister.
 
   Aus den Jahren 1663 bis 1688 sind wiederholt so genannte "Vieh
      Beschreibungen der Unterthanen des Ambtes Lutter am Barenberg" (1)
      erhalten, die zu Steuerzwecken erstellt wurden, uns heute aber genaue
      Auskunft über den Viehbestand der damaligen Hahäuser
      Einwohner geben. Die Zahl der Pferde schwankte in den Jahren nach 1663
      zwischen 5, die Henni (Henning) Illers besaß und 1 von Andresas
      Rüthy, die meisten Kühe hatten Steffen Meyer und der
      "Hagen-Reuter" Barttlingck, nämlich 6, zu denen bei
      Barttlingck noch 3 Rinder kamen. Barttlingck und einige Bauern hielten
      auch ein paar Ziegen. Die Zahl der Schweine schwankte zwischen 9 (Barttlingck)
      und 1. Insgesamt hielten die Hahäuser um 1664 (?) 67 Pferde, 1 Fohlen,
      87 Kühe, 37 Rinder, 8 Ziegen und 78 Schweine, immerhin bereits wieder eine 
      stattliche Anzahl. Dafür mußten 62 Taler und 23 Groschen an Abgaben
       entrichtet werden.
 
   1671 wurden alle Groß- und Kleinkotsaßen aus den umliegenden Ätern
      "nebst einem Bauermeister, welcher diese Leute liefere und zur Arbeit antreibe" nach
      Braunschweig geholt, um vor dem Wenden- und Fallersleber Tore Schanzen und Werke zu
      demolieren. Sie mussten Spaten, Schaufeln und Barten mitbringen, In diesem
       Jahre 1671 entstanden den Hahäusern wiederum erkleckliche Unkosten an 
       Einquartierungen. Im Jahre 1675 wurde eine "Harzkompanie" zum Schutze der
      Bergwerke 
       und Bergstädte aufgestellt, wie dies von hannoverscher Seite bereits 1673 
       geschehen war. An der Spitze der Kompanie stand Hauptmann Gerd Heise aus 
       Gandersheim, die Mannschaften wurden aus den "wohl
      beschossenen" Leuten der unterm
       Harz liegenden Dörfer genommen. Die Kompanie hatte viele Deserteure.
 
   Um 1680 erfolgte die Rodung weiter Teile der Hahäuser Feldmark.
 
   (1) ST. A. Wob. 8 Alt Lu
      144
 
   Chronik, Seite 56
 
   Nachdem 1676/78 der Försterhof erbaut worden
      war, wurde Schritte zur Bekämpfung der Wolfsplage, unter der Hahausen besonders
      litt,
      unternommen. Darüber berichtet eine Akte aus den Jahren 1677 bis 1689
      (1). So wurde
       1685 ein "Wolfsgarten vor dem Dorfe Hahausen" angelegt, zu dessen Errichtung und
       Unterhaltung die Hahäuser beisteuern mussten. Wir haben diesen Wolfsgarten in der
       Nähe des Bulwergalgens zu suchen. Wolfsgärten waren eingezäunte 
       Waldstücke, die mit Durchgängen versehen waren. In diesen Waldstücken 
       hängte man Kadaver von verendeten Vieh auf, um die Wölfe abzulocken. Von 
       versteckten Ansitzen aus wurde diese dann abgeschossen oder auch eingefangen.
 
   1682 gab es in Hahausen neben einem "Höker" Christopfh Henni Heßen, der
       auch Krüger war, zwei Schneider, nämlich Casebaum und Jost Sander. 
       "Heinrich Schoff (oder Schott) zu Haahusen, ein Vollköther" war auch Schlachter.
        Von Heinrich Rühmann, einem Vollköther und Rademacher, heißt es: "hat 
        keine Gilde, gibt dem Handwerk nichts". Von Wilhelm Sandvoß, einem
      "Häusling", 
        wird berichtet: "ist ein Grobschmied, hält die Gilde mit den Meister zu Seesen. 
        Zur Contribution gibt er nichts vom Handwerk". "Christoph Schladebusch, ein 
        Vollköther in Hahausen und Grobschmied, hält zu Seesen, gibt dem Handwerk 
        auch nichts". Böttcher waren in Hahausen noch nicht vorhanden, doch heißt es: 
       "Heinrich Tohfall, ein Häusling zu Hahausen ist Leineweber". Auch Marcus Tohfall 
       übte diesen Beruf aus.  (2)
 
   Am 18. Februar 1865 war eine Kompanie Soldaten in Hahausen einquartiert.
      An Kosten entstanden den Einwohnern insgesamt 14 Reichstaler und 23
      Mariengroschen. Im März 1689 erfolgte der Durchmarsch des Bataillons des Oberstleutnants
      von Brachleben und der Artillerie auf dem "Marsch nach dem rein". Bei Wilhelm Sandvoß 
      war der Feldscher einquartiert, bei Andreas Meyer der "Captain armes", zum Vorspann mussten 
      24 Pferde gestellt werden. Im Mai 1689 lag das Leibregiment zu Ross, das sich, wie die 
      schon vorher durchmarschierende Infanterie, auf dem Weg in den Krieg gegen Frankreich  befand, 
      im Amt Lutter. In Hahausen lag die Kompanie des Obersleutnants von Bestenböstel (3).
      Die langwierigen Kämpfe gegen die Türken und gegen Ludwig XIV., den König von 
      Frankreich, dessen Truppen 1681 Straßburg erobert hatten und nun in die deutsche 
      Rheinpfalz eingefallen waren, verlangten auch vom Land Braunschweig und dessen Söhnen 
      Opfer. Es wurden sowohl Mannschaften ausgehoben wie auch Freiwillige angeworben. Diese 
      Freiwilligen, meist zweite oder dritte Bauernsöhne, die keine Aussichten hatten, den 
      elterlichen Hof zu übernehmen, gingen eben zu den Soldaten. So auch Barthold Kolthamer 
      aus Hahausen, der von 1692 bis 1699 bei der Leibkompanie diente, am 14. November 1699 
      entlassen wurde und ein Zeugnis seines Wohlverhaltens erhielt.
 
   (1) St. A. Wob. 8 Alt Lu 244
   (2) St. A. Wob. 8 Alt Lu 293
 (3) Kalthammer, Wilhelm: Auch Seesen und Umgebung hatte Einquartierung.
      Das Leibregiment zu Pferde Graf von Ostfriesland im Reichskrieg gegen
      Frankreich 1688 - 1697. In: Beobachter, 23.09.1967
 
   Chronik, Seite 57
 
   In der Zeit vom 28. März bis 30. April 1697 lagen wiederum Dragoner in Hahausen, doch 
      kam es 1697 zu keinen größeren Aktionen mehr in den Feindseligkeiten mit Frankreich. 
      1697 wurden Friedenskonferenzen eingeleitet, die zu einem Waffenstillstand und zum Frieden von 
      Ryswick führten. Die braunschweigischen Truppen kehrten in die Heimat zurück.
 
   Nach dem Friedensvertrag mit Frankreich schürte jedoch der französische Gesandte in 
      Wolfenbüttel, Marquis d´ Usson, das Feuer im Streit Braunschweig-Wolfenbüttels mit dem 
      stammverwandten Hannover (1). Dieser Streit hatte sich um die Verleihung der Kurwürde an 
      Hannover entwickelt, die die  Braunschweiger Herzöge auch gern für sich in Anspruch 
      genommen hätten.
 
   Das Jahrhundert, das mit  Kriegsvorbereitungen begonnen hatte, endete
      auch wieder mit solchen. Die Lasten musste, wie immer, die Bevölkerung tragen.
      Sei noch vermerkt, dass im Jahre 1692, nach dem Brand der Pfarre in
      Lutter, bei dem alle Unterlagen verloren gingen, ein neues Kirchenbuch
      angelegt wurde, das auch für Hahausen gültig war und somit das älteste
      Familienstandsregister des Ortes darstellt.
 
   (1) Kalthammer, Wilhelm: Ein
      Bruderzwist im Hause Braunschweig. In: Beobachter, Seesen, 14.10.1967
 
   Chronik, Seite 58
 
 
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