Liebe Leserin,
lieber Leser,
gesegnet
werden, das tut gut. Bei der Trauung. Bei der Taufe. Bei der Konfirmation.
Oder auch am Ende eines jeden Gottesdienstes. Segensworte sind Worte, die
gut tun.
Es gibt Menschen, die öffnen beim Schlusssegen ihre
Hände. Manche kommen nur wegen des Segens zum Gottesdienst. Ein
persönlicher Segen, bei dem mir die Hand aufgelegt wird, berührt mich
leiblich und in der Seele. Ich fühle den Frieden, den der Segen mir
verspricht. Noch lange spüre ich die Hände auf meinem Kopf.
Das deutsche Wort Segnen kommt vom lateinischen signare, bezeichnen. Wenn
wir gesegnet werden, werden wir mit einem Zeichen versehen. Im Segnen wird
Gottes Name
auf uns gelegt. Mit dieser Geste wird uns zugesagt: Es gibt niemanden, der
über dich verfügen kann. Deine
Eltern nicht. Dein Chef später nicht. Oder dein Mann, deine Frau oder
deine Schwiegereltern.
Auch deine Ängste werden nicht das letzte Wort über dein Leben haben, nicht
deine Schuld, noch nicht einmal der Tod. Das letzte Wort hat Christus, zu
dem du gehörst. Du bist ein Kind Gottes.
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Mit diesen Worten hatte ich meine Predigt zum Midsommargottesdienst in Rhode
eröffnet. 6 Wochen war es her, dass ich meinen letzten Gottesdienst geleitet
hatte. Meine Elternzeit wurde so zu einer Auszeit. In den Sommermonaten
spüren wir das jedes Jahr aufs
Neue. Es ist gut, die Dinge für eine Weile ruhen zu lassen.
Wenn der nächste Termin, die nächste Abgabe in weite Ferne rückt, gewinnen
wir einen großen Freiraum. Ich gehöre zu denjenigen, die nie so ganz
abschalten. Auch im Urlaub kommen mir Ideen und ich lasse sie kommen. Auch
am
Wochenende denke ich über die
anstehenden Ereignisse
nach. Aber ich tue es nicht unter dem Druck, zeitnah ein Ergebnis liefern zu
müssen.
Es ist Zeit da für Irrwege, für Unfertiges und gedankliche Spielereien. Es
ist ein Segen, wenn wir ganz befreit ins Nachdenken kommen und spüren, wie
kreativ wir sein können. Und so kam beim Midsommargottesdienst alles
zusammen und wurde für mich zu einem besonderen Erlebnis: Der weite Blick in
den Harz, viel Zeit für die Vorbereitung und ein Thema, das mir am Herzen
liegt und über das ich schon lange vorhatte zu predigen. Alles in allem ein
Segen.
Pastor Sebastian Schmidt
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